Dienstag, 24. Februar 2004
Worte
Worte können Menschen anstacheln, aufregen ärgern, verletzen, trennen, ins Herz treffen, umhauen.

Worte können Menschen packen, aufrütteln, umstimmen, trösten, überzeugen, erfreuen, ergreifen, aufrichten, erlösen, beglücken, heilen.

Worte können berauschen, langweilen, bewegen, verführen, verunsichern, beruhigen.

Worte können einen Menschen ini Wut bringen, Balsam für seine Seele sein, wie ein reinigendes Gewitter auf ihn wirken, ihn wie einen Keulenschlag treffen. Worte können klären.

"Ich gebe dir mein Wort", sagt der eine zum anderen und verpflichtet sich damit zu einem bestimmten Verhalten.

"Bei dem, was du sagst, wird mir heiß und kalt", äußert jemand und bringt damit zum Ausdruck, wie tief er durch das Gesagte betroffen ist.

"Ich wünsche, du hättest das nie gesagt!", klagt einer den anderen an und gibt damit zu verstehen, welche Wut, welches Entsetzen oder welche Erschütterung der andere in ihm ausgelöst hat.

"Sag das noch einmal!", empört sich jemand und drückt damit aus, in welcher Gefühlsaufwallung er sich befindet.

"Was du sagst, macht mich ganz krank", beklagt sich einer und erklärt damit zugleich, dass Worte sich sogar auf den ganzen Menschen auswirken können. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für beglückende Worte.

"Das sagst du mir!?", schreit oder staunt ein Mensch und teilt dem anderen mit, wie tief er bewegt ist.

"Das stimmt", entfährt es jemandem, und er fühlt sich erleichtert, weil er nun Klarheit hat.

"Ich bin verstimmt, weil du das gesagt hast", bekennt jemand und deutet damit an, dass sein gegenwärtiges Leben durch die Äußerung des anderen in Unordnung geraten ist.

"Ich verlasse mich auf dein Wort", sagt ein anderer zum nächsten und richtet sein Leben darauf aus.

"Dein Wort wurde meine Speise", singt der Psalmist bei seinem Rückblick auf tiefe Not.

"Im Anfang war das Wort", schreibt Johannes im Prolog seines Evangeliums.

gefunden bei Uwe Böschemeyer, Worauf es ankommt - Werte als Wegweiser München 2003, 281f.)

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